Die Lutherische Gemeinde von Neudorf
Neudorf-Neubrow (nach 1928— "Mostize"). Die Lutherische Gemeinde, der 2 Kolonien auf beiden Seiten des Flusses Bug mit der evangelischen Kirche südlich von Brest (später auch in Wolynien) gehörten.
Die Siedlung von Neudorf wurde von deutschsprachigen Siedlern—so genannten «Bugholländern» (hauptsächlich aus Preussen)—in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts auf den Ländereien des Grafen Leschtschinski (Leszczynski) gegründet.
Die Gemeinde wurde 1617 gegründet. Es wurde eine Kirche mit einem Pfarrhaus gebaut. Der erste erwähnte Pastor(1647) war Jonas Columbus aus Sachsen. 1648 wurden Neudorf-Neubrow bei einem Überfall der ukrainischen Kosaken zerstört. Etwa 70 Menschen wurden getötet, weil sie sich weigerten, den Glauben zu ändern. Nach der Verwüstung blieb in Neudorf nur eine Kapelle. Die Gemeinde gehörte jetzt zur Kirche von Peski bei Lüblin.Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde es von den Pastoren aus Wengrow betreut.
1670 erhielt die Gemeinde von Graf Leschtschinski zusätzlich 45 Morgen Land für Pastor. Nachdem die katolischen Behörden den Bau einer neuen Kirche verboten hatten, 1690-94 finanzierte die Gräfin Prazmovska unter dem Deckmantel der Reparatur den Aufbau euner neuen Kapelle. 1709 und 1712 war Karl Stanislav Radziwill, der Kanzler des Grossherzogtums Litauen, auch Geldgeber und Pfleger von dieser Kirche.
1776 wurde die erste Gemeindechronik unter dem
Titel «Historia eccklesiae Neoburchdorffersis alias Slavatycensis»
veröffentlicht. 1777-78 wurde mit Hilfe von Karl Radziwill eine neue Kirche
gebaut und am 15. November 1778 zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Im
18.Jahrhundert standen die lutherischen Gemeinden von Lüblin, Peski, Zamostje
und Kamenetz-Podolsky unter der geistlichen Obhut der Pfarrer von Neudorf, die
den Titel «pastoren von Lüblin und plebans von Neudorf» hatten. Trotz der
anfänglichen Verbindung mit den Lutheranern von Preussen, schloss sich das
Kirschspiel von Neudorf-Neubrow später der lutherischen Kirche des
Grossherzogtums Litauen an. Im Jahre 1784 wurde die Gemeinde durch die
Entscheidung der lutherischen Synode des Grossherzogtums Litauen in den Kreis
Slutsk aufgenommen. Am 8.10.1793 wurde die Gemeinde wegen inneren Streitigkeiten
durch Urteil des Gerichts kirchliche Reue auferlegt. Im Jahre 1858 war die
lutherische Gemeinde von Brest als Zweig der Gemeinde von Neudorf anerkannt.
Neudorfer Kirche von aussen. Anfang des 20. Jahrhunderts |
Altar der Kirche in Neudorf 1902 |
Die Blaskapelle der Gemeinde Neudorf 1928 |
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ersetzte die polnische Sprache vollständig die deutsche Sprache in der Neudorf Kirche. In Gebrauch waren «Postilla Chrzescianska von S. Dombrowski, «Kancyonal Pruski» und andere polnischsprachige Publikationen Ostpreussens, Schlesiens und Kurlands. Da es keine polnischsprachige Pastoren im Konsistorium Kurlands gab, wurden die aus Polen geladen. Die Versuchen der Behörden die deutsche Sprache einzuführen, blieben erfolglos. Als Umgangssprache bei den Bugholländern diente der so genannte «Nadbuzhanski Dialekt».
Am Anfang des 20. Jahrhunderts zog ein Teil der Bugholländer aufgrund von Landmangel ins Uralgebiet und nach Sibirien, Im Jahre 1911 hatte die Gemeinde etwa 4 000 Mitglieder. Nach dem 1. Weltkrieg gehörte das Kirschspiel zu der Evangelisch-Augsburgischen Kirche Polens. 1928 wurde Neudorf in Mostize umbenannt. 1939 waren die Einwohner gezwungen, nach Deutschland oder weiter von der Grenze in die UdSSR umzusiedeln.Im Jahre 1941 wurde das Kirchengebäude endgültig zerstört.
Nach dem 2. Weltkrieg wohnen die Nachkommen der Bugholländer in Deutschland, Polen, Sibirien und einzelne in Belarus.
→ Sehen Sie sich die Position der Kirche auf der Karte an, 51.753417, 23.578750
Literaturhinweise:
Schultz, E. H. Kronika zboru ewangelicko-luterskiego Nejdorfskiego. “Zwiastun Ewangeliczny”, 1902.
Kneifel, E. Die Evangelisch-Augsburgischen Gemeinden in Polen, 1555-1939. Eine Parochialgeschichte in Einzeldarstellungen. Vierkirchen, Selbstverlag [1972].
Lichtbilder aus dem Archiv des Lutherischen Konsystoriums Warschau.
(ñ) Nikolaj Pachkaev, 2005
Übersetzung: Alexander Hars
Veröffentlichungsdatum: 2008
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