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Chronik der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Neudorf

 


 

Evangelisches Informationsblatt, 1902

Priester Edmund H. Schultz

 

Das ist die älteste von derzeit bestehenden evangelischen Gemeinden in Polen und interessant in vielen Hinsichten, gelegen im Powiat Brest, Gouvernement Grodno, zwischen den kleinen Städtchen Sławatycze und Domatschewo. Sie besteht aus zwei Kolonien: Neudorf und Neubrow, die sich am rechten Ufer des Flusses Bug auf einer Strecke von 9-10 Werst entlang ziehen. In der Mitte, im Grenzbereich zwischen den beiden Kolonien erheben sich eine Kirche und ein Pfarrhaus. Eine Meile davon entfernt befinden sich an der anderen Seite von Bug im Powiat Bialski 2 weitere, zur Gemeinde gehörende Kolonien: Sajówka und Zańków. Diese bis vor kurzem sehr wenig bei uns bekannte Landgemeinde, abgeschnitten von der Welt und ohne jegliche Verbindung mit übrigen evangelischen Gemeinden in Polen, konnte man erst Ende des vergangenen Jahrhunderts dank dem Bau der Eisenbahn Brest – Chełm besser kennen lernen. An den Kurländischen Konsistorialbezirk zusammen mit nordwestlichen Gouvernements einst angeschlossen, erlebte sie schwere Zeiten, denn dieses Konsistorium hatte keine polnisch sprechenden Pfarrer. Deswegen wurden die drei letzten Pfarrer dieser Gemeinde aus dem Königreich berufen, und durch diese entstand eine feste Verbindung zwischen der vorhin abgeschiedenen Gemeinde mit der übrigen evangelischen Kirche in Polen, es begann auch das vorher erstorbene Religionsleben zu erwachen.

Die Gemeinde Neudorf oder – wie ihre amtliche Bezeichnung lautet – Neudorf-Neubrow wurde 1564 vom Grafen R.Leszczyński aus Leszno gegründet. Durch die in Włodawa erlassene Urkunde vom 16. Juni 1624 gewährte der Graf Władysław Leszczyński aus Leszno den „frisch angesiedelten Holländern“ verschiedene Privilegien sowie 45 Morgen Boden für den Unterhalt eines Pfarrers bei der evangelischen Kirche.

Wie die ursprüngliche Geschichte der Neudorfer Gemeinde gewesen ist, kann nicht festgestellt werden, da es dafür keine historischen Zeugnisse gibt. Jedoch scheint es zweifellos zu sein, dass sie seit ihrer Gründung mit der Lubliner Gemeinde verbunden war, deren Kirche sich damals in Piaski Luterskie befand. Dabei hatten die Lubliner einen überwiegenden Einfluss bei den Wahlen von Pfarrern, sodass diese, obwohl sie in Neudorf ständig wohnhaft waren und in Piaski ja nur einige Male im Jahr ankamen, dennoch amtlich als Lubliner Pfarrer und Neudorfer Kirchenvorsteher bezeichnet wurden.

Das erste zuverlässige Zeugnis über die Entstehung der Pfarrei wird mit dem Jahr 1600 datiert. In dieser Zeit haben die Neudorfer einen gewissen Jan Joram, gebürtigen Tschechen zu ihrem Pfarrer gewählt, der hier eine Zeitlang geistliche Pflichten erfüllte hatte, bevor er nach Piaski kam. Die Lubliner erfuhren, dass er sich zur Reformation bekannte. Sie setzten davon die Neudorfer in Kenntnis, die auch ihren Pfarrer entließen. Als erster lutherischer Pfarrer war Jonass Kolumbus. Es ist unbekannt, in welchem Jahr er nach Neudorf gekommen ist und welche schwere Wege während des Kosakenkrieges, der damals polnische Gebiete betroffen hat, beschreiten sollte. Nur für die weitere Geschichte der Pfarrei haben wir eine genaue und sichere Quelle, und zwar die Pfarreichronik, begonnen 1690 durch den Pfarrer Marcin Ohioff und beendet um 1760 durch den Pfarrer Abrahamowicz. Diese Chronik stellt eine wichtige Ergänzung zur Geschichte unserer Kirche dar. Deshalb stellen wir sie in wörtlicher Übersetzung aus dem Lateinischen vor. Die Anfangsseiten sind leider verloren gegangen. Deshalb lesen wir weiter von der Fortsetzung der Erzählung über den Kosakenüberfall.

Hier ist der Wortlaut der Chronik:

„Annahme der russischen Regeln. Diejenigen, die diesem Versprechen Glauben schenkten, entsagten der evangelischen Wahrheit im russischen Heiligtum. Jedoch erwies sich dieses Entsagen zu ihrem Schaden, da sie, in einer Anzahl von 70 Personen von beiden Geschlechtern, von ihnen auch Kinder, auf außerordentlich grausame Weise in der Stadt Sławatycze von Kosaken ermordet wurden, die behaupteten, dass diese nach ihrem Abzug wieder zu ihrem vorherigen Glauben zurückkehren würden und deswegen nicht würdig wären, um zu leben. Dagegen erlaubte der barmherzige und allmächtige Gott denjenigen, die solchem Versprechen widerstanden und sich lieber in Urwäldern und Erdhöhlen verstecken wollten, am Ende die Sonne der Freude zu erblicken. Denn jene schrecklichen Feinde wurden vertrieben, der ersehnte Frieden wieder hergestellt, die restlichen Einwohner jener Gegend zusammen gebracht, Verräter Russen, die das Vermögen und Leben unserer Glaubensgenossen bei Kosaken erstrebten, mit dem Tode bestraft. Aber eine kleine Anzahl und Ärmlichkeit der Einwohner dieser Gegend ermöglichten nicht den Bau einer neuen Kirche auf der alten Stelle. Dann zimmerte man zumindest eine kleine Hütte in der Nähe der Pfarreibauten (dort, wo sich jetzt die Kirche befindet) zusammen, um sich einigermaßen vor Unwetter schützen zu können. Entschlossen beabsichtigte man, ein neues Heiligtum mit Gottes Hilfe auf der alten Stelle zu errichten. Die Zukunft zeigte jedoch, dass es leichter ist, eine Absicht zu treffen als diese zu erfüllen. Denn, obwohl die Zahl der Kolonisten dank denen auch stieg, die aus Preußen kamen und einen ständigen Wohnsitz hier wählten, erlaubten die Gesetze des Königreichs nicht, eine neue Kirche aufzubauen. Und so hielt die für nur einige Jahre erbaute Hütte sogar bis über die 90- er Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch. Erst als sie in jedem Augenblick einzustürzen drohte, gab die grandseigneurale, zur Szlachta gehörende Frau Praźmowska, Ehegattin des Fähnrichs der Krone, damalige Besitzerin des Landgutes zu den Zeiten des hochwürdigen Herrn Ohioff, den Rat, eine neue Kirche auf solche Weise aufzubauen, dass sie jene Hütte umringt, und zwar ihr Vorderteil nach dem Osten gerichtet ist. Ihr anderer westlicher Teil wurde erst dank dem hochwürdigen Herrn Grabowski erbaut, wovon ein im Holz über dem Kirchentür eingeschnittene Zweizeiler zeugt: „Capta Ohioff, Grabowski extremo cardine ciausit, Concio queis floret, limina sacra Dei.“ (D.h. Begonnen von Ohioff, Grabowski hat endlich heilige Gottesschwellen beendet, an denen die Predigt aufblüht). Der Grund für solchen sehr lobenswerten Rat war es, dass sich die grandseigneurale Gutsbesitzerin vor dem Unglück und den Feinden schützen könnte, wenn diese erklären würden, dass die Ketzerei bei Bau neuer Heiligtümer ausgewuchert wäre. Dann erwiderte sie weich dagegen, dass es gar kein Neubau, sondern nur Wiederaufbau wäre. Diesem Beschluss hat auch der barmherzige und allmächtige Gott in seiner Gnade geholfen. Ruhm und Ehre sei ihm in alle Ewigkeit. Und für den Namen der grandseigneuralen Frau Praźmowska werden die dankbaren Nachkommen nicht aufhören, Kränze zu winden und Blumen zusammen zu flechten.

Man sollte auch nicht den gebührenden Rum dem grandseigneuralen Herrn Władysław Leszczyński aus Leszno, Stellvertreter des Gerichtsvollziehers von Brest entheben. Denn dieser ehrwürdige Herr, nachdem er von dem Unglück der Einwohner dieser Gegend gehört hatte, vernachlässigte nicht die Arbeit mit der vollständigen Einwohnerliste in Warmherzigkeit, erstellt am 5. Juli 1651 in Baranowo (deren Urschrift, von ihm eigenhändig unterschrieben und mit dem Siegel des oben genannten Magnaten versehen, bis jetzt verwahrt wird), um Ihnen Freude und jede Fürsorge zu bereiten, was er auch mit seinem Titel bestätigte. Das gleiche tat auch die oben erwähnte Frau Praźmowska, die mit dem grandseigneuralen Herrn Potocki, General von Podolsk verheiratet war. Deshalb bestätigte sie auf die gnädigste Weise das Privileg, das den ursprünglichen Einwohnern dieser Gegend von ihrem ersten, in hellem Andenken zu bewahrenden Gründer gewährt wurde. Dies geschah am 20. März 1678 in Jabłeczna. (Die Urschrift dieser Bestätigung wird hier ebenfalls verwahrt).

Man sollte sich auch in Ehre an den grandseigneuralen Herrn Andrzej Leszczyński aus Leszno, Sohn des vorstehend erwähnten Stellvertreters des Gerichtsvollziehers, Dorfälteste von Dubieńca erinnern. Denn er bestätigte nicht nur das alte Privileg, sondern erlaubte sogar auch, Holz für die Kirche zu hauen, die die Einwohner errichten wollten, sowie gewährte darüber hinaus 45 Morgen Boden zur Verbesserung des Unterhalts des örtlichen Pfarrers (während vorhin nur 4 Morgen eingetragen waren, worüber schriftlich in Kuzawca am 18. Oktober 1670 mitgeteilt wurde). Das alles wurde durch das eigene Privileg des grandseigneuralen Fürsten Herrn Karol Stanisław Radziwiłł, Fürst in Ołyca, Nieśwież, Birźe, Dubienca, Słuck usw., Großkanzler des Großfürstentums Litauen, Fürst, der alle seine Vorgänger übertroffen hat, bestätigt, es sei sein Andenken gesegnet. Das geschah am 22. September 1712. Das alles erhält die grandseigneurale Fürstin Frau Anna Radziwiłłowa, Witwe des verstorbenen Fürsten, bis jetzt aufrecht. Für diese dem Gottessohn erwiesene Gnade sei der Gott als Schutz für dieses adlige Haus und als große Belohnung nach dem Abram gegebenen Versprechen (1. Mose 15.1).

Auf solcher Grundlage entstand damals der Weinberg des Herrn an jener Stelle, mit jenem Zaun bis jetzt umzäunt, denn das wachsame Auge des Herrn war immer darüber und erweckte dafür barmherzige Treuhänder. Lob und Ehre sei Ihm in alle Ewigkeit.

Die folgenden Personen, die mit der Gemeinde betraut waren, führten die Ernte auf dem rettenden Feld des Wortes Gottes und dienten Ihm der Reihe nach mit ihrer Predigt und ihrem Leben.

Als erster war Jonass Kolumbus, der aus Sachsen stammte. Wegen des Fehlens historischer Angaben ist es unbekannt, in welcher Zeit er hier berufen wurde, wie ich auch nicht sicher sein kann, dass er überhaupt als erster war. Jedoch ist es wahrscheinlich, dass er einige Jahre Vorsteher der örtlichen Gemeinde war. Hier konnte er allerdings die legitime Ehe seiner Tochter erwarten, bei der ein Enkel Magister Jan Krysztof Teuber, Erzpresbyter von Tilsit, geboren war, wovon ich aus dem in Königsberg am 2. März 1716 geschriebenen und mir nach Węgrowo geschickten Brief von Nestor unserer Zeit Jan Ryszard Pehr, vorzüglicher Berater Seiner Königlichen Hoheit von Preußen, weiß.

Die schreckliche Grausamkeit der Feinde, nämlich Kosaken, ließ Kolumbus aus diesem Ort ausziehen, aber bald erhielt er eine Berufung von der Warschauer Gemeinde, die dank der besonderer Großzügigkeit des grandseigneuralen Fürsten Herrn Bogusław Radziwiłł, im lobenswerten Andenken bewahrt, die Bewilligung 1650 erhielt, kirchliche Amtshandlungen der lutherischen Kirche in der dortigen reformierten Kirche vorzunehmen. In demselben Jahr hielt Kolumbus am ersten Adventstag seine erste Predigt in der erwähnten Kirche. In diesem Amt wurde er auch vom grandseigneuralen Fürsten Radziwiłł am 5. April 1651 durch ein besonderes, an die Warschauer erteiltes Privileg bestätigt.

Ihm folgte Erdman Lehmann. Es ist unbekannt, in welchem Jahr er berufen wurde, durchaus wahrscheinlich gleich nach dem Abgang von Kolumbus. Im Jahre 1650, am Michaelstag, beschenkte der zur Szlachta gehörende Herr Adam Suchodolski die Lubliner Gemeinde mit einem Privileg, wodurch dieser erlaubt wurde, rechtgläubige Religion frei in der erst aufgebauten Kirche in Piaski wahrzunehmen. Es ist recht wahrscheinlich, dass diese dabei nicht zögerte, jedoch sich so schnell als möglich um den Nachfolger bemühen sollte, da man sich zuerst nach Sławatycze begeben sollte, um den Gottesdienst abhalten zu können. Es ist sicher, dass er Vorsteher der örtlichen Gemeinde im Jahre 1670 war, was aus einem im selben Jahr geschriebenen Brief des grandseigneuralen Andrzej Leszczyński klar ist, in dem der Name Lehmann erwähnt wurde. Er diente mit dem Wort Gottes und Sakramenten auch der Warschauer Gemeinde, welche wegen der starken Verfolgungen keine Möglichkeit hatte, seinen eigenen Pfarrer in Węgrowo nach dem Abgang des Pfarrers aus Tyreusz zu halten. Deswegen wurde Lehmann nach Węgrowo zweimal im Jahr berufen, damit er diesen Mangel beseitigen kann. Er lebte auch in einer Ehe. Schließlich zog er nach Danzig um.

Nach Lehmann war die Pfarrei zwei Jahre lang ohne Vorsteher, teilweise wegen der Armut der Hausherren, teilweise wegen verschiedener starker Verfolgungen. Deshalb wurde hierher und nach Piaski der Pfarrer von Węgrowo Bosentreter berufen, der die unter der Bürde des Kreuzes und der Sünden stöhnenden Seelen erneut mit dem Wort Gottes und Sakramenten erfreute.

Endlich begann nach dem Sturm die helle Sonne wieder zu strahlen. Hierher wurde Salomon Hermson berufen, der bereits mit dem Amt des Presbyters bzw. des Erzpresbyters in Brandenburg-Preußen beauftragt wurde. Mit seiner Hilfe wurde die auf Leinen gemalte Ikone des gekreuzigten Christus in der Kirche in Piaski angebracht und der Altar wurde dort auch aufgebaut. Unter der Ikone steht mit goldenen Buchstaben ein lateinischer Vierzeiler folgenden Inhalts:

Dieses Heiligenbild stellt klar vor Augen dar Christ Tränen, Wunden, verblutendes Kreuz, härter als Granit ist jene Brust, die durch diese Ansicht der gewünschten Rettung nicht bis in die Tiefe gerührt ist.

Aber für diese lobenswerte Tat war er mit außerordentlichen Hindernissen seitens des örtlichen Patrons konfrontiert, der sich gegen ihn beim Bischof von Krakau beschwerte, wo die Sache für ihn auch verloren war, aber dank der gnädigen Unterstützung des lobenswerten polnischen Königs Jan VI. überwand er glücklich jegliche Hindernisse und erhielt noch dazu von dem heiligsten König ein besonderes Privileg zum Bau einer neuen Kirche im Dorf Markuszów, das sich drei Meilen von Lublin entfernt befindet. Geschützt durch dieses Privileg, zog er mit seiner Familie nach Markuszów um. Jedoch endete dieses Vorhaben nicht so wie vermutet, denn wegen seines plötzlichen Todes konnte er seine Absichten nicht erfüllen. Sein Leib wurde in Piaski beerdigt, wo neben dem Altar ein Grabstein mit der folgenden Inschrift zu sehen ist: Für Salomon Hermson, ehemals sorgsamer Pfarrer, dieser Kirche, verstorben am 10. November 1684, und für tadellose Marja Hoppówna, verstorben am 10. März 1685, die hier in Jesus Christus ruht, errichtet von ihren Kindern.

Zu seinen Zeiten wurde der hiesigen Kirche eine Silberschale mit einem Monstranz geschenkt, wie man sagt, vergoldet, durch eine freigiebige Hand, deren Namen man heute nicht kennt, die jedoch dem Gott gut bekannt ist. Der fromm verstorbene Pfarrer lebte auch in Sławatycze, wohin er wegen der Abgliederung dieser Gegend umzog, und zum Abhalten der Gottesdienste kehrte er hierher wieder zurück, obwohl er Predigte manchmal auch in der Kirche der Stadt hielt, insbesondere wenn die Gäste aus Lublin ankamen, denn zu jener Zeit war jene Kirche Eigentum der sogenannten Reformierten. Der Name von Hermson ist auch dank der Heilkunst bekannt, die er vollkommen kannte und vorführte. Seine Kinder und Enkel genießen Erolg bis zum heutigen Tag nach dem Segen Gottes, von denen, meiner Meinung nach, sein Sohn, mit dem gleichen Namen wie bei dem Vater, besonders erwähnt zu werden verdient, ein ruhmreicher Gelehrte Herr Salomon Hermson, verdienstvoller Diener des Wortes Gottes in Malborg, den bewahre der Gott zusammen mit seinen anderen Söhnen und Töchtern, Enkelsöhnen und Enkeltöchtern und sogar mit Urenkelsöhnen und Urenkeltöchtern.

Als vierter der Reihe nach war M.Radom, schon im hohen Alter. Er befand sich hier einige Jahre. Er wurde nicht von Lublinern, sondern durch die örtliche Gemeinde gewählt, während der mehrmals aus Węgrowo berufene Ohioff die Lubliner in Piaski mit dem Wort Gottes bediente. Vom Hof der grandseigneuralen Frau Praźmowska wurde er mit allerlei Lebensmitteln versorgt, da er selbst weder säte, noch erntete. Sein Schicksal war unglücklich, denn seine Frau war nach der Ankunft schwer erkrankt. Später von der Gemeinde entlassen, wurde er von örtlichen Einwohnern nach Toruń befördert.

Als fünfter war Marcin Ohioff. Er wurde hierher 1690 berufen, was er selbst eigenhändig bescheinigt, und zwar vor dem Osterfest. Am Sonntag Quasimodogeniti (d.h. wegweisend), der auf den 2. April fiel, gebar seine Frau in Abwesenheit von Ohioff eine Tochter, die dann bei der heiligen Taufe am 13. Juni den Vornamen Marja erhielt. Die einleitende Predigt hielt er dann hier am 4. Sonntag nach dem Pfingsten. Zuvor war er Vorsteher der Kirche in Węgrowo, und zwar seit 1677, aber auch hier, als er dort berufen wurde, nahm er kirchliche Amtshandlungen vor, wovon das von ihm gegründete Standesamtsregister zeugt, in dem eingetragen wurde, dass er am 20. November 1686 2 verlobte Paare mit ehelichen Verbindungen verband und am Montag, dem 21. November die Tochter von Michael Papka taufte. Dank seinen Bemühungen, wie oben erwähnt, wurde die Hälfte der Kirche wiederaufgebaut, auch wurde durch seine Bemühungen das Geld eingesammelt, das teilweise mit 100 Zloty in Lublin gespendet wurde, teilweise auch in Danzig, woher vom Herrn von Grüten (?) 183 Zloty und 10 Groschen zugeschickt wurden, teilweise sogar in Biała, teilweise von örtlichen Einwohnern, sodass auf solche Weise die Kirche dem Gottesdienst gewidmet wurde und die Pfarreiräume erneuert wurden. Unter dem Schutz Gottes unternahm dieser sorgsame Pfarrer in seiner Berufung unterschiedliche Reisen und predigte das Wort Gottes und vollzog Sakramente in Lemberg, Wielkanoc, Kamieniec u.a. Im Jahre 1694 kam er nach Toruń, wo er eine Berufung zur Sankt Georg Kirche erhielt, dann wurde er zur Magd Gottes Kirche versetzt, wo er glücklich einige Jahre lebte und starb. Seine Kinder und Enkel leben nach dem Segen Gottes dort auch. Unter ihnen seien erwähnt der hochwürdige Herr Efraim Ohioff (Autor der ersten Geschichte der polnischen Chorale, geschrieben in deutscher Sprache), der früher in Elbing und dann in Toruń bei der Magd Gottes Kirche eine Kirchenfunktion ausübte, aber wegen des vorjährigen, unheilvollen und grausamen Dekrets, das so viel Unglück für Toruń und örtliche Kirche brachte, war er gezwungen, in einer anderen Stelle anzusiedeln, jedoch die Vorsehung Gottes wird immer für ihn sorgen.

Als sechster der Reihe nach war Andrzej Grabowski, der vorhin Pfarrer in Węgrowo gewesen war. Am Michaelstag betreute er 1694 mit dem Wort Gottes und Sakramenten die Lubliner Gemeinde, im Jahre 1695 erhielt er die Berufung von der vereinigten örtlichen Gemeinde. Dieser Pfarrer sorgte für den Bau des zweiten Teiles des hiesigen Hauses Gottes, worüber schon früher gesagt wurde. Er unternahm auch verschiedene Reisen, als er einberufen wurde. Schließlich zog er im Winter 1702 nach Preußen um, wo er mit dem Pfarreramt in Neidenburg beauftragt wurde.

Sein Nachfolger war der siebente Pfarrer Filip Fork, Preuße aus Toruń. Er übernahm 1702 am Tag der Herabkunft des Heiligen Geistes seine Pflichten, die er mutig erfüllte, indem er auch verschiedene Reisen machte, insbesondere nach Kamieniec Podolski. Am Ende, nach dem er viel Unglück während des todbringenden schwedischen Krieges erlebt hatte, als fast ganz Polen Brandstiftungen ausgesetzt worden war, ging er 1707 nach dem Ostern nach Wilno, wohin er berufen wurde. Nach seinem Abgang hielt am Pfinsten und am nächsten Sonntag der ehrwürdige Herr Jakób Turmiński, Pfarrer von Węgrowo, Gottesdienste in der Kirche in Piaski. Und am Michaelstag wurde die einleitende Predigt in Piaski von Mateusz Waschetta gehalten, der als achter der Reihe nach war. Vorhin war er der obere Lagerpriester in Sachsen, und zwar seit 1704. Nach dem Erhalt der nächsten Berufung übernahm er 1707, am Michaelstag, wie ich schon erwähnte, seine Pflichten in Piaski und am dritten Adventssonntag hier. Zu Ostern 1709 wurden die Pfarreibauten von einem großen Unglück betroffen. In der Nacht, als alle schliefen, entstand ein Brand in den Gebäuden (es ist unbekannt, auf welche Weise, vielleicht eine Brandstiftung) und alles wurde zu Asche. Herr Pfarrer konnte mit Mühe und Not mit Familienangehörigen durch das Fenster hinausspringen. Das gesamte Vermögen, Bücher und Hausgeräte wurden vom Feuer verschlungen. Aber ein besonderer Segen Gottes wurde dadurch bekundet, dass die Kirche heil blieb und die Schale mit der Monstranz, durch Rauch völlig verrußt, aus der Brandstätte unverletzt herausgeholt werden konnte (zum Andenken daran hinterließ B. Gottfried Plojczyk, der Älteste der Lubliner Gemeinde und Juwelier, zwei schwarze Streifen an der Schale, als er neu die Vergoldung der Schale machte), für diesen Segen sei unser ewiges und unermüdliches Lob dem Namen Gottes. Der gute dreieinige Gott erprobt manchmal, dann aber auch wieder erfreut. Der Kapitän Nagel, verurteilt zum Tode durch das Militärgericht, vermachte der örtlichen Kirche vor seinem Tod 960 polnische Zloty und dem örtlichen Pfarrer 15 ungarische Zloty. Dieser Betrag wurde vom edlen Obersten Krystjan Maski ausgezahlt, wovon sein Brief, geschrieben in Sławatycze am 30. Juli 1711, zeugt. Als es bereits mehr Geld gab, sorgte Herr Pfarrer dafür zuerst, die Bestätigung des Privilegs von dem grandseigneuralen Fürsten zu bekommen. Er erhielt es erfolgreich am 22. September 1712, allerdings nicht unentgeltlich. Wahrhaft sind die Worte der Alten: „Geschenke, glaub es mir, überzeugen Menschen und Götter: wenn du nichts bringst, wirst du zur Tür hinausgehen. Homeros“.

Eine andere Sorge war die Wiederherstellung des Pfarreihauses. Es ging langsam, mal wegen der häufigen Einzüge der Russen, mal wegen der Konföderation 1716-1716, die das Königreich schrecklich quälte, mal wegen der schwachen Gesundheit des Herrn Pfarrers. Und als schon alle Vorbereitungsarbeiten beendet waren, trat der Tod ein. Als der Pfarrer zum Tag der Herabkunft des Heiligen Geistes 1718 ãîäà in Piaski ankam, vergab er seine Seele am 7. Juni, dem dritten Festtag um 5 Uhr morgens in Arme seines süßesten Retters. Sein Leib wurde am 20. Juni nach der Beerdigungspredigt von Jerzy Abrahamowicz, damals Pfarrer von Węgrowo, in der Kirche in Piaski nicht weit vom Altar beerdigt.

Nach seinem Tod hielt ich, wer das schreibt, den Gottesdienst in Piaski am 1. und 2. Sonntag nach dem Pfingsten. Obwohl ich auch von der Lubliner und Zamojsker Gemeinde einstimmig mündlich und schriftlich die Berufung zum Pfarreramt hier erhielt, war es jedoch nicht der Wille Gottes, mich zu diesem Weinberg zu schicken. Aber ich betreute mehrmals in Piaski am Michaelstag und an folgenden Sonntagen mit dem Wort Gottes die Seelen, die den Segen Gottes heiß begehrten. An die Stelle des verstorbenen Vorstehers wurde der Pfarrer Jan Wachowski von der Sankt Nikolaus Kirche, Preuße, der als neunter der Reihe nach war, geschickt. Berufen durch den Rat in Danzig, begann er, seine Pflichten am ersten Weihnachtstag 1718 in Piaski zu erfüllen. Er fand das Haus in diesem Ort (d.h. in Neudorf) ohne Fenster, Öfen, Türen, Fußböden usw., entdeckte, dass das Kirchenzubehör nach dem Tod des Pfarrers in den Hof gebracht worden war, fand die Schachtel für Spenden ohne Geld. Deshalb waren seine ersten Bemühungen darauf gerichtet, um dieses Haus bewohnbar zu machen. Er machte, was er wollte, aber es ist zu bedauern, dass er die Ausgaben nicht aufgezeichnet hat, die er aus seinem eigenen Geld gemacht hat. Man könnte ja die Gemeinde die Kosten sogar nach seinem plötzlichen, nicht zeitgemäßen Tod erstatten lassen. Eine Woche vor dem Weihnachten 1719 zog er in das renovierte Haus ein. Kurz war jedoch sein Aufenthalt dort. Am 2. Januar 1720 machte er sich auf den Weg nach Piaski, den er erfolgreich zurücklegte, aber er hielt die Schwierigkeit sowohl gewöhnlicher als auch außerordentlicher Arbeiten, nämlich der drei Beerdigungsreden, nicht aus, da er auch früher eine schwache Gesundheit hatte. Am 28. Januar, gleich nach seiner Rede über den verstorbenen Gottfried Bernhard wurde er tödlich krank und vergab am 31. Januar seinen Geist in Arme Gottes. Und sein irdischer Leib wurde beerdigt nach meiner Beerdigungsrede, die ich in Piaski hielt, wohin ich wieder berufen wurde. Er lebte in dieser vergänglichen Welt fast 32 Jahre.

Nach der Beerdigung dieses würdigen und geachteten Priesters erhielt ich wieder eine Berufung von der Lubliner Gemeinde, die selbe wurde später mit einem Brief gemacht, der von einem Gesandten in Węgrowo erstellt und mir am 7. April in Węgrowo überreicht wurde.

Über diese Sache teilte ich der Warschauer Gemeinde mit, indem ich darum bat, meinen mehrmals wiederholten Wunsch zur Beruhigung meines Gewissens zu erfüllen. Ich erhielt solches Versprechen, womit ich zufrieden blieb. Auch schickte ich damals nach Lublin zur Beruhigung meines Gewissens, um des Willens Gottes sicher zu sein, 6 Bedingungen, die zu erfüllen waren.

Die Entscheidung war zufriedenstellend; wieder teilte ich darüber der Warschauer Gemeinde mit, die ich erneut um die Erfüllung dieses Versprechens und darum bat, dies mit Unterschriften der Mitglieder der gesamten Versammlung und mit einem Siegel der Versammlung zu versehen. Als dies jedoch nicht der Fall war, kam ich zum Schluss, dass mir der Wille Gottes ein breiteres Tor zur Verbreitung des Ruhmes Gottes öffnete. Deshalb antwortete ich der Lubliner Gemeinde, dass mein Gewissen ruhig ist und ich daher die mir geschickte Berufung annehmen werde, und als Datum der ersten Predigt setzte ich den 2. Sonntag nach dem Pfingsten an. Darüber teilte ich der Warschauer Gemeinde mit, während ich das Datum der Abschiedspredigt am Pfingsten ansetzte. Zur angesetzten Zeit verabschiedete ich mich feierlich in Węgrowo. Ich begann meine Pflichten in Piaski zur genannten Zeit, nämlich am 9. Juni 1720 und in Sławatycze am Sonntag nach dem Pfingsten, und zwar am 28. Juli zu erfüllen. Als zehnter Pfarrer dieses Ortes der Reihe nach bin also ich, Jerzy Abrahamowicz aus Marggrabowa, Preuße.

Da ich in der Gemeinde viel Unkenntnis der Dinge Gottes sah, als der Gottesdienst in der Kirche in polnischer Sprache abgehalten wurde, was ich bemerkte, richtete ich meine Bemühungen darauf, den Katechismus in der für die Gemeinde bekannten, nämlich polnischen Sprache beizubringen. Deswegen führte ich zumindest sonntags statt der Abendpredigt sowie an Apostelfesten eine allgemeine Katechisierung in polnischer Sprache durch. Einige Ortseinwohner zweifelten am Erfolg dieser Arbeit, aber die Folgen bewiesen, dass der Gott diese Arbeiten segnet. Deshalb scheute ich keine Bemühungen und Arbeiten, die ich mit diesem Zweck vollzog, dem Höchsten Gott sei dabei Ruhm und Lob in alle Ewigkeit!

Bald sah ich, dass die Kirche Gottes im Inneren nicht beendet war, auch war das Pfarreihaus in vielem bisher nicht beendet, und inzwischen gab es kein ausreichendes Geld für Pflichtausgaben, und ich dachte mir daran, Geldmittel durch Einsammeln bei Mitgliedern der Gemeinde zu bekommen. Und da half der Segen Gottes. Es fanden sich Wohltäter in der Lubliner Gemeinde, die diesen Mangel beseitigten. Für diese Freigiebigkeit von ihnen seien sie reichlich vom Gott mit allerlei materiellen und geistigen Gütern belohnt.

Und deshalb wurde das Pfarreihaus in vielem ausgebessert. Für den Fußboden in der Kirche wurden viele Bretter gekauft. Aber wir hatten Pech, unsere Hände waren für die Renovierung der Kirche gefesselt. Und obwohl der gandseigneurale Fürst Herr Michał Radziwiłł die Erlaubnis für die Renovierung der Kirche am 7. Mai 1719 erteilte, als wir uns über seine Anwesenheit in diesem Ort freuten, ermöglichten die feuchten Bretter uns nicht, das zu machen. Inzwischen wurde ein neuer Bischof zum Bischofsthron erhoben, dessen feindliche Einstellung zu Andersdenkenden gut bekannt war, deswegen konnte ich nicht mit der Renovierung der Kirche beginnen.

Im Jahre 1722 am 5. November um 4 Uhr nachmittags wurde es mir erlaubt, dadurch glücklich gemacht zu werden, dass ich zum ersten Mal den sehr gesegneten Fürsten Radziwiłł durch Vermittlung des Arztes des gandseigneuralen Fürsten, Flork, eines menschenliebenden, würdigsten Mannes im Schloss Biała, erblicken und mich gehorsam dem weiteren Schutz durch den „Höchsten Baum“ (mit solchem Vergleich stellte ich in meiner Rede das Radziwiłł-Haus vor) anvertrauen konnte. Es denunzierten meine Feinde falsche Beschuldigungen dem gandseigneuralen Fürsten, dass ich angeblich katholische Kinder getauft, die Menschen des katholischen Glaubens mit einer ehelichen Verbindung verbunden hätte usw., aber sie selbst wurden wegen ihrer Unglaubwürdigkeit abgewiesen.

Unter diesen von mir gestellten Bedingungen, bevor ich die Berufung für diesen Ort annahm, war es auch, dass die Lubliner Gemeinde den Erben für die Bibliothek bezahlen sollte, die Waschetta hinterlassen hatte, damit diese für immer bei der Kirche in Piaski bleiben kann und der Pfarrer nicht gezwungen ist, die Bücher von Sławatycze nach Piaski zu befördern. Die Lubliner Gemeinde versprach, das zu tun und erfüllte ihr Versprechen 1722 ãîäó, als dem hochwürdigen Herrn Andrzej Waschetta, Prediger der Sankt Anna Kirche in Danzig 200 Timpf bezahlt wurden.

Bis zu dieser Zeit konnten wir sicher Kulthandlungen sowohl hier als auch in Piaski vornehmen. Aber das Jahr 1723 war schrecklich für uns. Der Feldschreiber des Königsreichs Potocki, der zum Mitglied des Königlichen Gerichtshofs gewählt wurde, während er an seine alten Zusammenstöße mit seinem Nachbarn, dem grandseigneuralen Herrn Aleksandr Suchodolski, Jagdaufseher von Lublin, dachte, stiftete den Gemeindepriester von Piaski Zdebski an, damit er gegen diesen Herrn auftritt und eine Klage gegen ihn beim Königlichen Gerichtshof einreicht. Das geschah gleich nach der Wahl des Gerichtshofs in der Stadt nach dem Ostern.

Herr Suchodolski wurde vor das Gericht gestellt, auch wir wurden geladen, ganz unschuldig: hochwürdiger Herr Samuel Nerlich, Pfarrer der reformierten Kirche, und ich.

Die erschrockene Lubliner Gemeinde dachte schon an die Unterbrechung der Gottesdienste in Piaski am kommenden Tag der Herabkunft des Heiligen Geistes, worüber auch mir in einem Brief mitgeteilt wurde. Aber die späteren Ereignisse erwiesen sich besser als vorher. Deshalb wurde ich wieder berufen, und wir hielten den Gottesdienst am Tag der Herabkunft des Heiligen Geistes und am Pfingsten. Seit dieser Zeit gab es hier gar keine öffentlichen Gottesdienste (ich taufte trotzdem heimlich 1724 im Januar und Februar zwei Kinder, verband ein Paar der Neuvermählten und vollzog einigen Menschen Heiliges Altarsakrament).

1723 wurden wir am 7. Oktober mit der höchsten Ehre beehrt, unsere grandseigneurale Schutzfrau mit ihrer ganzen Familie in diesem Haus begrüßen zu können, was auch am nächsten, 20. Sonntag nach dem Pfingsten geschah. Damals wurde uns der gnädige Schutz für die Zukunft versprochen.

Am 6. November besuchte mich in meinem Haus der Verwalter dieses Vermögens nach dem Befehl der grandseigneuralen Fürstin, und gleichzeitig brachte er den Willen der Fürstin zum Ausdruck, dass ich mich so bald als möglich nach Biała begeben sollte. Das geschah am nächsten Sonntag. Während ich mich in der Gesellschaft der grandseigneuralen Fürstin befand, hörte ich aus ihrem Mund von einer neuen, weniger angenehmen Sache, dass nämlich der Wille des Bischofs so ist, dass ich die Kirche nicht renovieren, nach Piaski und Kobrin nicht reisen, keine Hemdkrause tragen und die Kinder aus vermischten Ehen nicht taufen sollte.

Darauf antwortete ich auf die gehorsamste Weise: 1) dass nichts renoviert wurde, 2) was die Reise nach Piaski betrifft, denke ich daran wegen des Gerichtsverfahrens auch nicht, und was die Reise nach Kobrin betrifft, träumte ich davon sogar im Schlaf nicht, 3) was die Hemdkrause betrifft, so wird diese von allen lutherischen Geistlichen im Königreich Polen und im Großfürstentum Litauen getragen, deshalb bitte ich, solche Neuerung zum Wohl der Radziwiłłs nicht zu machen, da auf solche Weise dieses würdigste Haus seine Bedeutung und Wichtigkeit verlieren würde. Was den Punkt 4) betrifft, so werde ich den Befehl erfüllen.

Die grandseigneurale Fürstin antwortete, was das erste betrifft, dass wir es gut machen, und erinnerte daran, dass wir uns ein wenig an die Umstände anpassen sollten; der Gott wird geben, dass die besseren Zeiten kommen, sagte sie, entweder durch den Tod des Bischofs oder nach der höchsten Willenserklärung, und dann versprach sie, mit der Renovierung beginnen zu können. Was die Reise nach Kobrin betrifft, so befahl sie einem seiner Geschäftsführer, dass er am nächsten Tag weiterleiten sollte, was er hörte; was das dritte betrifft, sollten sich selbst die Geistlichen der römischen Kirche in den lutherischen Staaten vorsichtig verhalten, erst recht wir in diesem Staat! Was das vierte betrifft, wie die grandseigneurale Fürstin belehrte, so sollten unsere Gläubiger keine Ehe mit Personen des anderen Glaubensbekenntnisses eingehen, da alle Kinder aus solchen Ehen nicht in unserer Glaube geboren werden. Auch fügte die grandseigneurale Fürstin freundlich hinzu, dass ich hier ruhig weiter leben sollte und dass die Lubliner Gemeinde unter dem Druck der Umstände hierher zum Gottesdienst kommen wird. Im Jahre 1723 am 24. November übernachtete der grandseigneurale Fürst Michał Radziwiłł nach der Rückkehr aus seiner kurzen Reise, um den grandseigneuralen Herrn Ludwik Pociej, Woiwode von Wilno, und den Feldhetman Großfürstentum Litauen in seinem zwei Meilen von hier entfern Schloss in Kuzawca zu besuchen, im Dorf des Fürsten Kuzawca. Ich erwies damals diesem würdigsten Fürsten die tiefste Ehre nach dem Beispiel des Hohenpriesters Jaddi, der nach Jerusalem einziehenden Alexander den Großen mit allen Geistlichen und dem Volk von Jerusalem vor der Stadt, Ehren erweisend, empfangen hatte, wobei ich dieses Beispiel in meiner Rede im erwähnten Dorf in Anwesenheit vieler Adligen anführte und für seine Gnade zum weiteren Schutz anflehte.

Irgendwie erreichte ich das, als Beweis dafür dient ein gnädiger Besuch des grandseigneuralen Fürsten in diesem Ort (Neudorf), der am 25. November stattfand.

Im nächsten Jahr 1724, am 13. Januar kamen hier zwei Personen an, die von der Lubliner Gemeinde geschickt wurden, und zwar der edle Gottfried Gerhard, Postangestellte von Lublin, und der würdige Herr Fried Wilhelm Hermson, Erbe von Ozechówka, die mich im Namen der Gemeinde unter anderem darum baten, einen Brief an unsere Mitbrüder nach der Glaube in anderen Gemeinden, damit sie, durch die Barmherzigkeit bewogen, der Armut dieser Kirche Gottes und bei der Bezahlung des durch das Dekret des Gerichthofs beschlossenen Betrags in Höhe von 24.000 polnische Zloty helfen. Ich erfüllte diese Bitte. Es wurden solche Briefe nach Frauenstadt, Leszno, Włocławek, Lipsk, Norymberg, Hamburg, Lübek, Königsberg, Danzig, Elbing, Malborg und Thom mit meiner Unterschrift und der Unterschrift der Ältesten sowie mit dem Siegel der Gemeinde abgeschickt.

Bisher lebten wir hier, Gott sei Dank, in voller Sicherheit. Die Lubliner Gemeinde kam hierher vom Tag der Christi Himmelfahrt während des ganzen Sommers 1724 ins Haus Gottes auf der Suche nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit.

Auch machte ich eine Reise nach Krakau in diesem Jahr 1724 sowie in den Jahren 1722 und 1723 im Schatten der Flügel Gottes in voller Sicherheit.

Dagegen war das Weihnachtsfest im genannten Jahr schrecklich für uns. Und zwar trat der Priester der Stadt Truchanowice an mich in der Kirche heran, als ich eine Beichte abnahm, und überreichte mir das Verbot des Luzker Bischofs. Nachdem ich es durchgelesen hatte, spürte ich, dass gegen mich schlaue Fangschlingen aufgestellt worden waren, deshalb trat ich aus der Kirche hinaus und ließ die Gemeinde nach Hause, ohne den Gottesdienst zu halten. Am Abend schickte ich zwei Gesandte mit einem gehorsamen Brief an die grandseigneurale Fürstin und seinen Hochwürden Herrn Flork nach Biała. Nachdem die grandseigneurale Fürstin diesen Brief durchgelesen hatte, fuhr sie sofort selbst nach Janów zum Bischof und bat ihn um die Erklärung des Verbots, da es nur fremde Menschen betraf, die aus anderen Orten kamen, jedoch nicht die fürstlichen Adligen und Einheimischen von diesem Ort (d.h. Neudorf).

Am 11. Januar wurde mir ein besonderer Segen Gottes herabgesetzt: nach dem Rat der grandseigneuralen Fürstin begab ich mich nach Janów zum Luzker Bischof Bupniewski. Nachdem ich zu ihm zugelassen worden war, begann der Bischof nach meiner Rede in lateinischer Sprache, in der ich ihn eine Stütze des Königreichs Polen und des Großfürstentum Litauen nannte, über die wichtigsten strittigen Fragen der Glaube mit mir zu streiten, zum Beispiel über die Vermittlung des Gottessohnes (weswegen er uns zu Arianern hinzuzählen wollte), über die Transsubstanz, über die Zahl der Sakramente, über die Rettung der vor der Taufe verstorbenen Kinder, die diese Welt ohne Erbsünde verlassen, über die Höllenfahrt Christi, über die von Luther begonnen Reformation, über die Heilige Ölung usw. Am Anfang wehrte ich mich und sagte, dass ich hierher nicht zum Streit kam, aber als mein Protest nicht half, antwortete ich zu allen Punkten, sodass ich meinen Gegner mich nicht besiegen ließ, was daraus ersichtlich war, wie sich der Bischof mehrmals einem starken Zorn hingab, und als ich ging, warf er mir vor, dass ich mich an die katholische Kirche wenden sollte, um dadurch mich selbst und alle mir anvertrauten Menschenà vor höllischen Qualen zu retten. Darauf antwortete ich ganz offen, dass nichts auf der Grundlage des Wortes Gottes, soweit wir nur dem Wort Gottes gehorsam sein werden, weder mich noch jemanden von den meiner Betreuung anvertrauten Menschen aus der Liebe Gottes, die es in Jesus Christus gibt, ausschließen wird. Auf diese Antwort teilte mir der Bischof den Segen zu, durch sein Schweigen bestätigend, dass er mit meiner letzten Antwort einverstanden war. Wer wird darin den undenkbaren Segen Gottes nicht sehen! Der Diener der lutherischen Kirche führt da einen Redenstreit mit dem bittersten Feind der rechtgläubigen Kirche in dessen eigenem Wohnraum, offenbart die Wahrheit Gottes vor solcher Anzahl von Feinden, verteidigt sich ohne Furcht und wird endlich ruhig losgelassen. Das ist ein Beweis für den unversiegbaren Segen Gottes, dem sei Ruhm und Lob in alle Ewigkeit. Als ich ihn aber um die Aufhebung des Verbots bat, wollte er das nicht tun.

Es sei zu bedauern, dass sich die Lubliner Gemeinde langsam dabei war, dem lobenswerten Rat zu folgen, der von Herrn Flork in seinem an mich am 30. Dezember des vorigen Jahrhunderts geschriebenen Brief gegeben wurde. Er hatte geraten, dass sich nach dem Dreikönigsfest zwei Personen von der Lubliner Gemeinde nach Biała begeben sollten, denn dort wären der Bischof, die ganze fürstliche Familie, der höchste Oberbefehlshaber der sächsischen Armee Graf von Flemming (der am 9. Januar mit einer ehelichen Verbindung mit der grandseigneuralen Fürstin Tekla Radziwiłłówna, Tochter unserer gnädigsten Schutzfrau, im Schloss in Biała vom Bischof verbunden wurde; Gott gebe ihnen Glück!), und er hatte versprochen, dass alles glücklich zustande kommen würde. Jedoch folgten sie zu langsam diesem Rat, und wir kamen in Biała am 10. Januar an, als sich der Bischof bereits auf den Weg machte, und deshalb war es nicht möglich, über diesen Gegenstand zu sprechen. Dann begaben wir uns, dem Bischof folgend, nach Janów, jedoch kehrten wir erfolglos wieder zurück, sodass das Sprichwort in diesem Fall als richtig erwies: „Fronte capillata est posthoc occasio calva“ – Vorn ist die Gelegenheit behaart, hinten ist sie kahl.

„Außerdem sah ich, dass die Lubliner Gemeinde, die mich hierher früher gesetzlich berufen hatte, bei ihren Bemühungen um den Ruhm Gottes sehr nachlässig war; ich sah die dort herrschende Unstimmigkeit und ihr verhärtetes Herz, obwohl ich mehrmals sowohl schriftlich als auch mündlich direkt vor Augen erklärte, dass es unmöglich war, eine Familie wegen der von ihr selbst unterbrochenen Gottesdienste, mehrmals wegen der Verfolgungen zu unterhalten; aber sie wollte an keine Erleichterung denken, was gegen den Willen Gottes war; ich sah die Netze, die auf ekelhafteste Weise gegen mich von Feinden aufgestellt wurden, was daraus folgte, als ich dem Bischof solche Variante vorstellte, bei der ein fremder Wanderer, der vom Verbot nichts gehört hat, während des öffentlichen Gottesdienstes bzw. während der Predigt hereintreten würde, und ich fragte, ob das etwa auch als Verletzung des Verbots zu betrachten wäre, aber der Bischof erwiderte nichts darauf. Ich wurde der höchsten Bosheit der Feinde ausgesetzt, die dennoch frech logen, dass ich zwei Predigte gehalten hätte, obwohl ich am Weihnachtsfest keinen einzigen Gottesdienst hielt. Deshalb bin ich zum Schluss gekommen, dass sie wollen, dass ich diesen Ort für immer verlassen sollte. Gehorsam der Anweisung des Retters „Wenn sie euch in der einen Stadt verfolgen, dann flieht in eine andere“ (Matthäus 10, 23) folgend, muss ich von diesem Ort (d.h. Neudorf) und von der Lubliner Gemeinde Abschied nehmen, und da ich dies öffentlich in der Kirche nicht machen kann, halte ich es für nötig, dies in diesem Brief zu machen, indem ich sehr hoffe, dass der Höchste Gott in Seiner unversiegbaren Güte Seinen solch treuen Diener hierher schicken wird, der trotz der Angriffe des Satans mutig den Ruhm Gottes verbreiten wird. Sei Lob Dir, Quelle der unversiegbaren Güte für alles, für den ganzen Segen für mich und Deinen Zion, der bisher so freigiebig geschenkt wird. Oh, Wächter von Israel, der nicht schläft und nicht schlummert, sorge, ich flehe Dich an, für Deinen Zion, der von solcher Vielzahl der starken Feinde umgeben ist, die seine Vernichtung erwarten. Bewahre ihn hier bis in alle Ewigkeit! Erwecke Verteidiger und Schützer für Deinen Zion, damit sie ihn gnädig mit Geist und reckenhafter Hand verteidigen.

Bewahre, Gott, Dein Wort vor Bosheit der Feinde und Betrüger, den Ruhm werden wir nur Dir, oh Gott, erweisen!“
Das wäre also die gesamte Gemeindechronik, die nach dem Abgang von Abrahamowicz schon niemand von den Nachfolgern ergänzte.

Zum weiteren Schicksal der Neudorfer Gemeinde gelang es uns, nur knappe Angaben aus fragmentarischen Aufzeichnungen, die in Standesamts- und Urkundsregistern zerstreut sind, zu sammeln. Anhand dieser Aufzeichnungen werden wir versuchen, die Informationen, von denen die Chronik berichtet, zu ergänzen. Wie der Geist der damaligen Pfarrer von Neudorf gewesen ist, zeigen die Worte, die von ihnen eigenhändig in Kirchenbüchern beim Amtsantritt eingetragen worden sind. Maciej Wascheta, der sich daran erinnerte, dass er 1707 am drittem Adventssonntag den ersten Gottesdienst in außerordentlicher Eile und Furcht, hervorgerufen im Dorf durch den Einzug der russischen Truppen, gehalten hatte, beendete seine Aufzeichnung mit einem Gebet: „Gott, segne meine Arbeit und sei Selbst zum Schutz Deiner armen, gegründeten Gemeinde. Vermehre die Zahl ihrer Mitglieder von Tag zu Tag und teile mir das zu, was ich in dieser Welt und in alle Ewigkeit brauche. Mein Motto: „Durch die Arbeit zum Ruhm und nach dem Kampf – ein Sieg“.

Sein Nachfolger Jan Wachowski schreibt: „Alles für mich ist Jesus Christus. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. (Psalm 73)“

Wir können auch die Erzählung der Chronik durch eine weitere Aufzeichnung ergänzen. Im selben Jahr 1723, als die Fürstin Badziwiłłowa mit ihrer ganzen Familie die Neudorfer Kirche am 20. Sonntag nach dem Pfingsten besuchte, schenkte ihr die Gemeinde nach einigen Wochen als Dank für den ihr erwiesen Schutz gegen Verfolgungen 2 Kühe für 80 Zloty. Das waren wahrscheinlich herrliche Tiere, denn für das gesamte vom Pfarrer Fork hinterlassene Wirtschaftsinventar beim Verkauf nur noch 50 Zloty erzielt wurden.

Aus der Chronik könnte man eine Schlussfolgerung ziehen, dass der Pfarrer Abrahamowicz die Pfarrei noch Anfang des Jahres 1725 verlassen hätte. Aus diesen Aufzeichnungen erfahren wir jedoch, dass er noch am 5. Michaelstag dieses Jahres in Piaski Spenden zur Renovierung der Kirche und des Pfarreihauses von insgesamt 388 Zloty eingesammelt hat, wobei er zuerst auch selbst 40 Zloty gespendet hat.

Nach dem Abgang von Abrahamowicz war Jan Fryderyk Dingen (in einer anderen Stelle auch als Dunien bezeichnet) Pfarrer, der im Jahre 1741 verstarb, nach ihm Daniel Libelt aus Sluzk innerhalb eines Jahres, und am 10. November 1743 kam Szymon Pusch aus dem preußischen Straßburg. Er schrieb schöne Worte nach seinem Amtsantritt: „Und jetzt, Gott, sei meine Kraft! Gib mir die Freude Deiner Rettung zurück und unterstütze mich mit dem freiwilligen Geist. Um alle Liebe, Treue und Güte willen, die Du mir von meiner Kindheit an bisher erwiesen hast; um Dein Wort willen, Gott, das Du mir gesagt hast, dass ich Dein Botschafter sein soll; um Dein Versprechen willen, das Du bei uns an allen unseren Tagen in alle Ewigkeit sein wirst; um die Rettung vieler Seelen willen, die Du durch solchen teuren Preis abgebüßt hast: - seien mein Wort und meine Arbeiten gesegnet, damit sie bei Dir bleiben können! Hör mich, Gott, und sei gnädig! Lehne Dein Ohr an und tue das um Deinen Namen willen. Amen.“

Wer in Stille so beten kann, von dem kann man sicher sagen, dass seine Arbeit nicht umsonst gewesen ist. Aber in anderen Büchern haben wir keine Erwähnung darüber gefunden, außer der Tatsache, dass bei ihm viele wertvolle Sache der Neudorfer Kirche geschenkt wurden, die teilweise bisher erhalten geblieben sind. Von innen wurde das Haus Gottes immer schöner.

Der Pfarrer Pusch sollte 1776 ãîäó, nämlich nach der würdigen Erfüllung seiner Pfarrerpflichten, am Tag des Dreikönigsfestes einen gewöhnlichen Gottesdienst in Lutherische Piaski für die Lubliner Gemeinde abhalten. Aber der Weg quälte ihn so ab, dass er drei Tage nach seiner Ankunft im Ort verstarb und dort auch beerdigt wurde.

Sein Nachfolger war Tobiasz Bauch. Er traf die Kirche in einem sehr schlechten Zustand an. Da sie abschnittsweise und dabei fast heimlich gebaut wurde, verfiel diese dritte Kirche daher sehr schnell. Deshalb konzentrierte sich der Pfarrer Bauch auf dem Bau eines neuen Hauses Gottes. Bei den nahen und fernen Mitbrüdern in der Glaube erbat er bedeutende Spenden. Der damalige Erbfolger Fürst Karol Radziwiłł, obwohl er selbst ein sehr eifriger Katholik war, verweigerte nicht die Hilfe, sondern spendete kostenlos Holz zum Bau und erteilte dazu seine Bewilligung. Deshalb konnte Hochwürden Bauch ein Jahr nach seiner Ankunft den Grundstein zu einer neuen Kirche legen, und nach noch einem Jahr, am 15. November 1778 wurde der erste Dankgottesdienst in dieser Kirche abgehalten, die erst in diesem Jahr einem Umbau ausgesetzt wurde. 1784 zog Hochwürden Bauch nach Lublin um. Die dortige Gemeinde erhielt ein Königliches Patent zum Bau ihrer eigenen Kirche in diesem Ort und gründete ihre eigene Pfarrei. Bis zum Jahr 1791 war Hochwürden Bauch auch Vorsteher der Neudorfer Gemeinde, bis Hochwürden Krystjan Sadowski dafür berufen wurde. Dieser blieb hier für vier Jahre, und als er nach den Streitigkeiten mit der Gemeinde wegging, hatte die Gemeinde über drei Jahre keinen Pfarrer. Erst im Jahre 1798 kam, wieder aus Preußen, Hochwürden Michał Strugulł, der 1820 starb und in Neudorf beerdigt wurde. Während der nächsten 22 Jahre war Hochwürden Jan Nicolai aus Wilno als Pfarrer. Nach seinem Tod blieb die Gemeinde 13 Jahre lang ohne Pfarrer, bis dank den Bemühungen von Hochwürden Otto aus Warschau Hochwürden Ernest Freyer nach Neudorf kam und dort als Pfarrer 27 Jahre bis zu seinem Tode blieb. Und wieder war die Stelle 6 Jahre lang frei, während dieser Zeit kam Hochwürden Rudolf Gundlach aus Kamień zum Abhalten der Gottesdienste und innerhalb eines Jahres Hochwürden Kosczol. Im Januar 1888 erbat eine Delegation der Gemeinde Hochwürden Edmund Schultz aus Lublin, Vorsteher der Gemeinde zu werden, was im April des gleichen Jahres auch geschah. Er blieb dort neun Jahre, und zwar bis Juli 1897 ãîäà; seither ist Hochwürden Teodor Zirkwitz der Pfarrer.

Am traurigsten war das Schicksal der Gemeinde im vorigen Jahrhundert. Wie während der Zeiten der religiösen Verfolgungen im 18. Jahrhundert die Pfarrer (wie davon ihre oben aufgeführten eigenhändigen Aufzeichnungen zeugen) aufrichtig für das Wohl der Mitglieder ihrer Gemeinde sorgten, so suchten in dem Maße ihre Nachfolger im vorigen Jahrhundert, wie ich glaube, nur das Wohl für sich selbst. Daraus entstanden das Misstrauen und die Feinseligkeit der Mitglieder der Gemeinde zu ihren geistigen Lehrern. Es kam sogar vor, dass noch zu den Zeiten von Hochwürden Sadowski „Empörungen, Schlägereien und Unruhen im Haus Gottes passierten, wofür das evangelische Konsistorialgericht der nicht geänderten Augsburger Konzession im Großfürstentum Litauen am 8. Oktober 1793 die ganze Gemeinde zur kirchlichen Buße verurteilte“. Dem Hochwürden Jan Nicolai wurde sogar der geistliche Rang wegen der Beschwerden der Mitglieder der Gemeinde durch das Konsistorium entzogen, und nur dank dem Gnädigsten Erlass des Zaren Nikolai I. konnte er den Rang und das Amt behalten.

Die Pfarrer führten oft einen Gerichtsprozess mit den Mitgliedern der Gemeinde wegen der Rückgabe des mit einem hohen Zinssatz geliehenen Geldes und vollzogen andere unwürdige Sachen.

Ein wahres Unglück war es für die Neudorfer Gemeinde, dass sie zusammen mit dem einst dem Konsistorium von Wilno zugeordneten Gebiet unter die Verwaltung des Kurländischen Konsistorialbezirks übergeben wurde, der keine polnisch sprechenden Priester zur Verfügung hatte. Als Folge waren eben jene langjährig unbesetzten Stellen, die 6-13 Jahre andauerten, wobei als Pfarrer auch der erste beste, der passte, berufen wurde. Außerdem war die Neudorfer Gemeinde völlig isoliert und keine Verbindung mit Glaubensgenossen hatte, die in derselben Sprache sprachen. Das wirkte stark genug auf die Abschwächung des Religionslebens in der Gemeinde ein, deren einzige geistige Nahrung herrliche Predigte von Dambrowski aus dem 17. Jahrhundert und sinnlose Lieder des königlichen Sammelbandes blieben. In den letzten Jahren war es verboten, diese Bücher aus dem Ausland mitzubringen, um so größer war der Mangel an der geistigen Nahrung für diejenigen, wer nicht gewohnt war, die bei uns im Lande herausgegebene religiöse Bücher zu lesen. Dank den letzten drei Pfarrern begannen sich diese Verhältnisse zu verbessern, und das Religionsleben erwachte bemerkbar.

Es bleibt uns nur noch einige Worte darüber zu sagen, woher diese derzeit einzige lutherische Gemeinde im Königreich Polen gestammt hat. Da wir darüber keine genauen Angaben haben, müssen wir uns nur auf Vermutungen stützen.

Die Neudorfer nennen sich selbst „Holländer“, amtlich wurden sie auch nur vor kurzem „Ausländer holländischer Abstammung“ bezeichnet, obwohl sie schon seit dem Jahr 1563 auf ihrem Boden lebten. Aber sie stammten nicht aus Holland, was ihre Namen widerlegen, die ursprünglich lauteten: Boehl, Sellentin, Ladewich, Pastrich. Diese Namen weisen auf die Abstammung aus Mecklenburg oder Pommern hin. Aber als Holländer wurden die ersten Umsiedler deswegen genannt, dass sie zur Gründung der Siedlung den Wald aushauen mussten, und der auf solche Weise gewonnene Boden war Hauland (von „hauen“ und „Land“), und die ihn bebauenden Menschen waren Hauländer – Holländer.

Diese ersten deutschen Umsiedler, die im Laufe von Jahrhunderten keine Verbindung zu ihrer ehemaligen Heimat hatten und von allen Seiten von den untereinander polnisch sprechenden Menschen umgeben waren, vergaßen allmählich ihre ursprüngliche Sprache und gewöhnten sich an die Sprache des Landes an, das ihnen die Unterkunft gewährte. Im Jahre 1719 schrieb Hochwürden Wachowski die Namen und Vornamen in den Standesamtsregistern der Kirche, die in deutscher oder lateinischer Sprache geführt wurden, auf folgende Weise auf: „Catharzyna, Maria Pastrichowna des Nikołaj Pastrych Tochter, Christina Hilibrandowa, Elisabeth Kuntzowna, Catharzyna Ludvikowa, George Hilibrand alias Tokarczyk, Marianna gebohrene Ludwiczanka“ usw.

Hochwürden Abrahamowicz stellte fest, dass von zehn Zuhörern nur noch einer mehr oder weniger eine deutsche Predigt verstand und den Katechismus für Kinder polnisch zu führen begann. 1742 stand bei fast jeder Eintragung über den Tod ein Vermerk: „Beerdigt mit polnischer Trauerpredigt“.
Das dringende Bedürfnis ließ immer so konservative Dorfbewohner die für sie unverständlichen Gottesdienste und Gebete in deutscher Sprache abbrechen und polnische Gottesdienste und Kirchenbücher führen. Diese Bücher wurden in dem evangelischen, aber polnischen königlichen Preußen besorgt, wobei ihnen nicht nur von dort übersiedelte Pfarrer, sondern auch das half, dass die Neudorfer selbst als Flößer des Waldes oft Preußen besuchten und Holz und Getreide nach Danzig abflößten. Deswegen wie die preußischen Masuren bis zum heutigen Tag ausschließlich Bücher mit der altpolnischen Schrift, dem so genannten Schwabacher, benutzen, so sind auch die Neudorfer diese Schrift derart gewohnt, dass sie nicht gern andere Bücher lesen.

Somit wurde die ursprünglich deutsche Bevölkerung lauter polnisch: obwohl dabei viele von ihnen heute die Mundart oberhalb des Bugs oder von Polesien im Gespräch benutzen, beten sie jedoch ausschließlich polnisch und besuchen nur polnische Predigte.

Hochwürden Freyer versuchte zwar das zu verbessern, was die Jahrhunderte gemacht hatten, und die deutsche Sprache wieder zurück zu holen. Er dachte wohl, dass er damit den Behörden gefallen würde. Um das Jahr 1868 wurde dorthin ein deutscher Lehrer absichtlich geschickt, aber durch seine vierjährige Arbeit erreichte er nur, dass die Kinder ein paar Mal Weihnachtslieder, die sie nicht verstanden, in der Kirche singen konnten und die älteren den Ausdruck „Guten Morgen“ und nichts mehr lernten. Der misslungene Versuch wurde bald beendet, und niemand wird wohl ihn wiederholen.

In der ganzen Gemeinde tragen jetzt nur zwei Dörfer die deutschen Namen: Neudorf und Neubrow, das letztere hieß ursprünglich nicht Neubruch, wie es einige möchten, sondern Neubrau. Die lateinische Schreibweise war Neobroviensis, daher Nejbrow polnisch. Ein Teil des Grundstücks, der der Gemeinde gehörte, hieß Browarszczyzna, wahrscheinlich wurde der Name des Dorfes von diesem „Browar“ (Brauerei) abgeleitet.
Geblieben sind auch die deutschen Namen der Mitglieder der Gemeinde: Pastrych, Lodwik, Baum, Rył, Zelent, Hilidebrant, Hineborch, Bendyk, Szypenbeił, Krebs, Bylof, Popko und ein auf polnische Art geänderter Namen Brzózka. Nur Spitznamen sind bei ihnen polnisch oder polesisch, um die Familien zu unterscheiden, die den gleichen Namen tragen: Pawłowski, Brzózkowski, Prus, Sas, Jedynak, Jenerał, Pasieczny, Posesor, Kupiec, Kasjer, Janczuk, Danieluk, Juhaniec usw.

Die Namen, deren Zahl, soviel ich weiß, nicht mehr als dreizehn genannte beträgt, können darauf hinweisen, dass die Anzahl der ersten Umsiedler klein gewesen ist. Aber sie haben sich bedeutend vermehrt. Heute gibt es in Neubrow, Neudorf, Zańków i Sajówka rund 400 Familien, und außerdem haben die gebürtigen Neudorfer noch viele Dörfer in Wolynien gegründet, wie Holendry Zabuskie oder Stulno, Holendry Świerźowskie, Oleszkiewicze, Aleksandrówka und andere. Die ersten zwei, am Bug gelegen, gehören noch zur Neudorfer Gemeinde, und der Pfarrer besucht sie drei oder vier Mal im Jahr. Die anderen, an deutsche Gemeinden in Wolynien angeschlossen, beten polnisch nur in ihren Häusern, und die Gottesdienste werden von Kantoren abgehalten, die als Predikanten bezeichnet werden. Die Pfarrer sprechen sie in russischer Sprache an, die fast niemand versteht. Von Zeit zu Zeit bringt ein gut beladenes Fuhrwerk zum Gottesdienst nach Neudorf einige Menschen aus den 15 Meilen entfernten Dörfern Oleszkiewicze und Aleksandrówka, aber solche beschwerliche Fahrten zeugen von der ungewöhnlichen Ergebenheit dieses armen Volkes seiner Kirche, dennoch können sie nicht der Festigung der Glaube beitragen.

Die Zahl der Familien, die der Gemeinde gehören, hat sich stark erhöht, aber die Bodenfläche ist genau so groß geblieben, wie sie die Vorfahren vor 300 Jahren erhalten haben. Deshalb es es zur außerordentlichen Zersplitterung der Wirtschaften gekommen. Es gibt zum Beispiel Grundstücke mit einer Fläche von 2 Morgen, die drei Hausherren haben. Selbstverständlich können sie sich nicht auf diesem Boden ernähren. Deshalb machen sich fast alle Männer und eine große Anzahl von Jugendlichen im Alter ab 12 Jahren jedes Frühjahr nach dem Hochwasser auf den Weg in die Welt um einen Verdienst. Wo auch immer neue Befestigungen, Straßen oder Eisenbahngleise gebaut werden, da werden sich sicherlich die Neudorfer Holländer bei Erdarbeiten finden, sei es im Königreich, bei Petersburg, im Ural oder in Sibirien. Man muss sie dort sehen, wie geschickt und schnell sie mit ihren kleinen, aber starken Pferden und ihren kleinen Fuhrwerken vom Morgengrauen bis zur finsteren Nacht zurechtkommen. Die Arbeit ist Feuer und Flamme in ihren Händen. Die großen Gruppen gehen auch auf Zimmermannsarbeiten zu. Von diesen Arbeiten kehren sie gewöhnlich zum Winter nach Hause mit einem ordentlichen Verdienst zurück, der für den Unterhalt der Familie ausreicht. Es gibt bei ihnen kein Elend, obwohl sie so wenig Boden haben. Aber diese Fahrten um Verdienste wirken sich schlecht auf die Moral der Jugendlichen aus und sind der Grund für eine große Sorge der Neudorfer Pfarrer. Was sie mit ihrer Arbeit im Winter bauen werden, wird der Sommer völlig vernichten. Mit welcher Freude wird aber ihr Herz durch die Ergebenheit dieser Menschen der Kirche erfüllt. Bei keinem Gottesdienst ist die Kirche leer. Während der Überschwemmungen gibt es Tage, wenn 180 Boote an den Zaun um die Kirche angebunden sind, obwohl das Rudern über das brodelnde Wasser zwischen den Sträuchern und Zäunen sehr schwierig und gefährlich ist. Im Frühling gibt es Sonntage, wenn sich Hunderte von Menschen hüfttief in eiskaltem Wasser durchschleppen, um zum Gottesdienst zu kommen.

Auch gönnen sie Spenden für den Unterhalt ihrer Gemeinde. Ein Kirchenbeitrag wird von jedem eingesegneten Jungen oder Mädchen, Knecht oder Diener, jedem Hausherren oder jeder Hausfrau bezahlt. Er beträgt gewöhnlich 60 oder 75 Kopeken pro Kopf, und wenn es notwendig ist, Gebäuden zu bauen und zu renovieren, dann noch mehr. Einige Familien der Handwerker geben je 3 oder 4 Rubel und machen das ohne Meckern und Unzufriedenheit. Wir glauben, dass es keinen Fall gegeben hat, dass sich jemand weigerte oder nicht rechtzeitig bezahlte.

Diese Ergebenheit der Kirche und die Treue dem Wort Gottes geben die Hoffnung auf eine bessere Zukunft dieser Gemeinde. Denn wir haben ein Versprechen, dass das Wort Gottes nicht leer zum Gott zurückkehren wird. Erfülle der Gott diese Hoffnung und segne diese fleißige Arbeit des gegenwärtigen Pfarrers der Gemeinde in Neudorf.

 

 

 

 

Autor: Priester Edmund H. Schultz, 1902.

Quelle: https://lublin.luteranie.pl/

 

Übersetzt aus dem Russischen von Valery Kurau, 2020

Datum der Veröffentlichung: 2008.
 

 

 


 

 

 

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